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<< die Kunst des Schlafens >>

Schlaf ist ein Zustand zwischen Welten – zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein, zwischen Kontrolle und Hingabe, zwischen Geborgenheit und Abgrund. In ihm offenbaren sich die sanftesten wie auch die wildesten Seiten unseres Daseins.

Die europäische Renaissancemusik ist durchdrungen von dieser Vielschichtigkeit: die Werke aus einer Zeit des Umbruchs erzählen von Nacht und Traum, von Trost und Unruhe und hinterlassen uns Schlaflieder, die uns bis heute berühren.

In diesem Konzert öffnen wir die Türen zwischen den Jahrhunderten und lassen Altes neu erklingen. Die Instrumente sind nicht die, die diese Musik einst trugen – sie sind unsere. Die Stimmen folgen nicht nur den gesetzten Linien – sie suchen ihren eigenen Weg. Zwischen den Stücken öffnen sich musikalische Traumsequenzen – Räume des Unerwarteten, in denen sich die Grenzen zwischen Gestern und Heute, Komposition und Intuition, Struktur und Chaos auflösen.

Die Räume, in denen wir spielen, sind nicht nur Kulisse – sie sind Teil des Erlebnisses. Sie fordern uns heraus, das Alte nicht nur als Erbe zu betrachten, sondern als etwas, das mit uns in Resonanz tritt. Auch der Schlaf ist ein Raum des Übergangs, ein Ort, an dem Bilder und Erinnerungen sich neu ordnen, in dem Zeit nicht linear verläuft. Träume verzerren, überlagern und dekonstruieren die Realität. Indem wir Alte Musik in ungewohnten Klangfarben aufbrechen, wird hörbar, was in ihr verborgen liegt: ihre radikale Kraft, ihre Fragilität, ihr Potenzial, sich zu verwandeln.

Was geschieht, wenn wir uns der Vergangenheit ohne Ehrfurcht, sondern mit Neugier nähern? Wenn wir Alte Musik nicht als museales Objekt betrachten, sondern als lebendigen Dialog? Vielleicht erfahren wir etwas über uns selbst. Denn auch heute sind unsere Nächte voller Gedanken, die wir nicht steuern können, voller Emotionen, die uns überfallen. Vielleicht ist die Musik von damals aktueller, als wir denken – weil unsere Träume sich gar nicht so sehr verändert haben.

My heart's in the highlands

In „My heart’s in the highlands“ hat es sich das Glen More Ensemble zur Aufgabe gemacht, Texte britischer Dichter in einer Melange aus Jazz, Folk und Elementen der Alten Musik neu zu vertonen. Die teils jahrhundertealten Texte setzen sich mit den menschlichen Sehnsüchten auseinander: nach Natur, Liebe, Freiheit, Tod; und resonieren bis in die heutige Zeit.
Neben den eigenen Vertonungen sind Stücke von John Ward bis Arvo Pärt zu hören.